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(09/05/2024 / sbr)

Nachweislich nachhaltig

Weltweit fordern immer mehr Verbraucher Transparenz bei Nachhaltigkeitsangaben auf Verpackungen. Auf EU-Ebene wurden bereits verschiedene Richtlinien auf den Weg gebracht, die dies nun auch gesetzlich verankern. Bei Verpackungen für den B2B-Bereich wie beispielsweise industriellen Papiersäcken für Baustoffe, Nahrungsmittel und Chemikalien spielen Nachweise für Nachhaltigkeit ebenfalls eine wesentliche Rolle. Und die reichen weit über die Verpackung hinaus.

„Wenn wir von Nachhaltigkeitsangaben im B2B-Bereich sprechen, geht es um mehr als die so genannten green claims, also umweltbezogene Aussagen“, erklärt Norbert Feldmann, Mitglied der Gemeinschaft Papiersackindustrie (GemPSI). „Basis ist eine nachhaltige Unternehmenspraxis. Dabei beziehen wir neben den ökologischen Aspekten auch soziale und ethische ein.“ Vor mehr als zehn Jahren haben sich die GemPSI-Mitglieder dem freiwilligen Verhaltenskodex des Wirtschaftsverbands Papierverarbeitung (WPV)1 verpflichtet. Dem Kodex liegen die Prinzipien für eine nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung analog des Global Compacts2 der Vereinten Nationen zugrunde. Dazu gehören beispielsweise der Schutz vor Kinderarbeit, das Recht auf Gleichstellung, auf eine angemessene Bezahlung sowie der Schutz der Umwelt. Zudem sollen diese Richtlinien entlang der Lieferkette weitergetragen werden.

Nachhaltigkeit ins Unternehmen tragen

Wie sieht das in der Praxis aus? „Wir schulen unsere MitarbeiterInnen regelmäßig über die im Kodex verankerten Prinzipien und übertragen sie in ihren konkreten Berufsalltag“, erklärt Feldmann. „In ähnlichem Maße informieren wir auch unsere Lieferanten, damit auch sie sich danach richten können und ihre Lieferanten ebenfalls auffordern, dasselbe zu tun.“ Diese Aktivitäten werden alle zwei Jahre in Form einer Selbstauskunft vom WPV überprüft und zertifiziert. Das Zertifikat kann Kunden vorgelegt werden, die einen Nachweis für Nachhaltigkeit anfordern. Und das geschieht immer häufiger.

Verantwortung entlang der Lieferkette

Seit Anfang des Jahres wurde der Schwellenwert des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes für betroffene Unternehmen auf 1.000 Mitarbeiter gesenkt. Es regelt die Verantwortung eines Unternehmens für die Einhaltung von Menschenrechten in globalen Lieferketten. „Als Glied ihrer Lieferkette werden wir von unseren Kunden aufgefordert, die Einhaltung dieser Rechte nachzuweisen und entlang unserer eigenen Lieferkette sicherzustellen“, so Feldmann. Da es bisher weltweit keinen einheitlichen Standard für umfassende Nachhaltigkeit gibt, bieten verschiedene Firmen Zertifizierungen an. „Einige unserer Kunden erkennen das WPV-Zertifikat an, andere fordern abweichende Zertifizierungen ein oder nutzen eigene Fragebögen, die sie an ihre Lieferanten weitergeben.“ Inhaltlich beziehen sich all diese Formate auf die Konventionen der Vereinten Nationen sowie der Internationalen Arbeitsorganisation.

Nachweise für ökologische Nachhaltigkeit

Für den Umweltbereich wurde bereits 1996 die internationale Umweltmanagementnorm ISO 14001 etabliert. Die Norm legt den Schwerpunkt auf eine kontinuierliche Verbesserung der Umweltziele eines Unternehmens. Dazu gehören unter anderem ihre Energieeffizienz und ihr Energieverbrauch, ihre Umweltauswirkungen sowie Materialströme und Entsorgung. So achten zertifizierte Unternehmen beispielsweise auf einen geringen Energieverbrauch bei der Anschaffung neuer Geräte. Die verwendeten Betriebsmittel und Rohstoffe beschaffen sie aus rückverfolgbarer, nachhaltiger und möglichst lokaler Herstellung. „Wir bieten unseren Kunden Papiersäcke mit FSC-zertifiziertem Papier an“, so Feldmann. „Zudem nutzen wir immer nur so wenig Material wie für einen optimalen Produktschutz erforderlich. Das gilt für Papier genauso wie für Folien und Klebstoffe.“

Verpackung im Fokus

Vor dem Hintergrund der EU-Verpackungsverordnung fordern die Kunden der GemPSI immer häufiger Nachweise über die Umweltauswirkungen ihrer Verpackungen an. Zum Beispiel zum CO2-Fußabdruck oder zur Recyclingfähigkeit. Mit Hilfe des schwedischen Forschungsunternehmens RISE ermittelt die European Paper Sack Research Group (ESG), in der GemPSI organisiert ist, seit fast 20 Jahren regelmäßig die fossile Kohlenstoffbelastung eines durchschnittlichen europäischen Papiersacks. Diese konnte zwischen 2007 und 2021 um 28 Prozent reduziert werden.3 Zur Berechnung des CO2-Fußabdrucks spezifischer Papiersäcke steht den GemPSI-Mitgliedern ein Tool der ESG zur Verfügung.4 Anhand aktueller Emissionsdaten lässt sich daran ablesen, wie sich verschiedene Sackkonstruktionen auf den CO2-Fußabdruck auswirken können. Für das Recycling ihrer Papiersäcke hat GemPSI bereits vor mehr als 30 Jahren das Rücknahme-System Repasack ins Leben gerufen. Darüber werden jährlich mehr als 20.000 Tonnen Kraftpapiersäcke sortenrein gesammelt, gereinigt und recycelt. Das Fraunhofer-Institut Umsicht berechnet regelmäßig, wie viele Klimagase dadurch eingespart werden. Im Jahr 2022 waren es durchschnittlich 183 kg sowie 3.150 kg Primärressourcen (Holz) pro Tonne recycelter Papiersäcke.5

Mehr Transparenz durch Forschung

Auch zum Recycling von Papiersäcken hat die ESG in den vergangenen Jahren verschiedene Studien durchführen lassen. Unter anderem hat sie die Recyclingfähigkeit der gängigsten Papiersackkonstruktionen untersucht. Darunter waren vorher unbenutzte handelsübliche Säcke für Zement und Baustoffe, Mehl, Milchpulver, Futtermittel und Tierfutter. Auch ein benutzter und entleerter Zementsack wurde analysiert, um die Auswirkungen von Produktrückständen auf die Faserverteilung und die Papierblattqualität zu untersuchen. Den meisten Sackarten konnte eine gute Recyclingfähigkeit bescheinigt werden. Der Studie liegt das von Cepi eingeführte Laborprüf- sowie Bewertungsverfahren6 zugrunde. Grundsätzlich lässt sich aus der Studie ableiten: Die Recyclingfähigkeit eines Papiersacks ist umso besser, desto geringer ihr Kunststoffanteil beziehungsweise, desto besser sich Papier und Folie vorm Recycling voneinander trennen lassen. „Mit kontinuierlicher Forschung versuchen wir die Transparenz über die Umweltauswirkungen von Papiersäcken weiter zu erhöhen“, erklärt Feldmann. „An oberster Stelle steht jedoch immer der Produktschutz. Wir beraten unsere Kunden umfassend, mit welcher Papiersackkonstruktion sie ihr Produkt und die Umwelt bestmöglich schützen.“

1 WPV Wirtschaftsverband Papierverarbeitung e.V., WPV-Verhaltenskodex (Code of Conduct) zur gesellschaftlichen Verantwortung der Papier, Karton, Pappe und Folien verarbeitenden Industrie

2 https://www.globalcompact.de/

3 RISE, The carbon footprint of kraft sack paper and kraft paper sacks 2021, 2023

4 RISE, Paper sack carbon footprint calculator, 2023

5 Fraunhofer Umsicht, Resources Saved by Recycling, 2022

6 Cepi, Harmonised European laboratory test method to produce parameters enabling the assessment of the recycling of paper and board products in standard paper and board recycling mills, Dezember 2020